„Johannes Kepler“ startet ins Weltall

Am 16. Februar 2011 startete das zweite automatische Transferfahrzeug (ATV-2) „Johannes Kepler“ mit einer Ariane-5- Rakete erfolgreich ins Weltall. Seine Reise wird es zur Raumstation ISS führen. An Bord befinden sich Frachtgüter, Lebensmittel, Briefe und andere wichtige Güter, die auf der ISS benötigt werden. Seine Aufgabe besteht neben dem Transfer von Versorgungsgütern in einer Anhebung der Flugbahn der Station. Diese Mission soll sich über etwa vier Monate hinziehen.

Abgeflogen ist „Johannes Kepler“ vom Raumflughafen in Kourou in Französisch-Guayana am Mittwoch um 18.50 Uhr Ortszeit (MEZ 22.50 Uhr). Alles lief planmäßig und ohne Probleme.

Anschließend nahm die Ariane-5-Rakete ihre Flugbahn ein, die sie über dem Atlantik in Richtung Azoren und Europa führte und schwenkte dort in eine niedrige Erdumlaufbahn ein. Nach Abwurf der Oberstufe des Trägers entfaltete das ATV seine vier Sonnensegel. Nach einigen Funktionstests sollte das ATV nach und nach auf die Flugbahn der ISS angehoben werden.

Die ATV-2-Mission ist die zweite von insgesamt vier geplanten ATV-Missionen, die innerhalb der nächsten drei Jahre noch stattfinden sollen. Hierfür waren und sind die politische Unterstützung der Mitgliedstaaten der ESA und die internationale Zusammenarbeit mit den anderen Raumfahrtorganisationen unerlässlich und wurden gar erst möglich gemacht.

Die ATV-Missionen sollen in Zukunft als regelmäßige Frachtflug-Einsätze zur ISS fortgeführt werden. Eine Besonderheit dieses neuen ATV-Fahrzeugs ist die neu entwickelte Vorrichtung, die für Fracht gedacht ist, die im letzten Moment vor dem Start noch verstaut werden muss. Früher war es nicht möglich, kurzfristig noch Ladung in ein Frachtfahrzeug zu bringen. Dies hat sich nun geändert, wodurch das ATV für die Versorgung der ISS „seine entscheidende Bedeutung unter Beweis“ stellt, wie Simonette Di Pippo (ESA-Direktorin) feststellt.

Im August 2011 soll schon die nächste ATV-Einheit zur ISS starten. Das automatische Transferfahrzeug für diese Mission trägt den Namen „Edoardo Amaldi“ und ist schon soweit fertig gestellt, während die ATVs 4 und 5 noch gebaut werden müssen. Bis 2014 sollen auch die beiden letzten ATV-Missionen dann abgewickelt sein.

Überwacht wird das unterhalb der Raumstation fliegende ATV von einem eigenen Kontrollzentrum, das extra hierfür in Toulouse (Frankreich) gebaut wurde. Die Arbeit wird mit den ISS-Kontrollzentren in Moskau und Houston koordiniert.

An der ISS ankommen wird „Johannes Kepler“ jedoch erst eine Woche später, innerhalb der es seine Umlaufbahn in kleinen Schritten an die der ISS anpasst. Dort wird es am russischen Swesda-Modul andocken und seine Fracht sowie Treibstoff und Sauerstoff abladen. Ohne die ATVs könnte die Versorgung und Aufrechterhaltung der ISS nicht gewährleistet sein. Es werden für die Versorgung zwar noch russische Progressionsfahrzeuge und japanische H-II-Transferfahrzeuge eingesetzt, jedoch können diese nicht alle Parts der ständigen Versorgung übernehmen.

Diese drei Versorgungssysteme sind voneinander unabhängig und können daher im Bedarfsfall auch ersatzweise eingesetzt werden – zumal Ende 2011 die Space-Shuttle-Flüge der NASA eingestellt werden sollen, die bisher ebenfalls viel zur Versorgung der Raumstation beigetragen haben.

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